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Bindungsgespräch

auch: Haltegespräch, Bleibegespräch
engl.: Retention Interview, Stay Interview

In Bindungsgesprächen oder Retention Interviews wird ermittelt, wie sehr sich Mitarbeiter (w/m/d) wohl fühlen, was sie gerne ändern würden und wie stark die Bindung an das eigene Unternehmen ist. Mögliche Demotivatoren und Kündigungsgründe sollen frühzeitig angesprochen und soweit wie möglich beseitigt werden. Faktoren, die positiv auf die Bindung zum Unternehmen wirken, sollen verstärkt werden. Darum ist die Wertschätzung der individuellen Arbeitsbeiträge des Mitarbeiters ein integraler Bestandteil von Bindungsgesprächen. Zudem fördern Bindungsgespräche eine positive Haltung gegenüber Entwicklung und Wachstum der Mitarbeiter. Sie helfen dabei, eine gesunde Arbeitsumgebung zu gestalten.

Wie führt man Bindungsgespräche?

Zunächst sollten Sie eine positive, wertschätzende Gesprächsatmosphäre schaffen, damit sich die Mitarbeiter öffnen. Gestalten Sie die Gesprächssituation nicht zu formal. Hören Sie möglichst aktiv zu.
Die ersten Fragen zielen auf Haltefaktoren:

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit und Rolle besonders?
Was gefällt Ihnen am wenigsten?
Was gefällt Ihnen in Ihrem Team oder Ihrer Arbeitsgruppe?
Worauf freuen Sie sich, auf dem Weg zur Arbeit?
Was würde Ihre Arbeit befriedigender machen?
Wie lange sehen Sie sich noch in Ihrer aktuellen Rolle?
Was können wir tun, um sie für eine längerfristige Laufbahn in unserem Unternehmen zu interessieren und zu gewinnen?

Folgende Fragen zielen auf Verbesserungsmöglichkeiten:

Was hindert Sie daran, ihre Aufgaben noch besser zu erfüllen?
Was lernen Sie gerade? Was wollen sie noch lernen?
Fühlen Sie sich bei uns beachtet? Fühlen Sie sich bei uns wert geschätzt?
Wie würden Sie die Motivation in Ihrem Team steigern?
Was kann Ihr Bereichsleiter oder die Geschäftsführung tun, um die Motivation in Ihrem Team zu steigern?
In welchen Situationen oder zu welchen Themen / Aufgaben würden Sie sich ein Coaching (durch mich) wünschen?
Wie bekommen Sie am besten Anerkennung für Ihre Arbeit?
Haben Sie schon einmal daran gedacht zu kündigen? Was war der Auslöser?
Was könnte für Sie in Zukunft ein Kündigungsgrund sein?
Was könnte Sie dazu verleiten zu kündigen?
Was kann ich tun, um Sie besser zu unterstützen?
Was brauchen sie mehr und was weniger von mir? (als Ihre Führungskraft)
Was habe ich noch nicht angesprochen, worüber wir aber unbedingt reden sollten?

Insbesondere für die letzte Frage sollten Sie dem Mitarbeiter ausreichend Zeit lassen eine Antwort zu finden und diese zu formulieren. Wenn eine Antwort nur spärlich ausfällt, zögern Sie nicht nach mehr Details zu fragen. Ein aufmunterndes „Können Sie mir mehr dazu sagen“ kann sie zu Erkenntnissen führen, die ihnen helfen, Hemmnisse und Demotivatoren tatsächlich zu beseitigen und die Bindung zu stärken. Machen Sie sich zu den wichtigsten Punkten Notizen. Sagen sie dem Mitarbeiter zu, sich für Verbesserungen einzusetzen.

Die Bedeutung der Führungskräfte

Bindungsgespräche helfen den Führungskräften zu verstehen, was die Mitarbeiter brauchen, um sich sicher zu sein, in ihrem Unternehmen bleiben zu wollen. Führen die Führungskräfte selbst solche Gespräche mit Ihren Mitarbeitern, können sie demonstrieren, dass sie diesen zu hören, sich für sie interessieren, Verständnis haben und sie wert schätzen. Dies sind starke Bindungsfaktoren. Derartiges „Emotionales Arbeitsentgeld“ kann die Mitarbeiterbindung mindestens genauso stärken wie eine monetäre Gehaltserhöhung. Zudem bauen sie so mehr Vertrauen zwischen sich und ihren Teammitgliedern auf.

Werden die Retention Interviews hingegen von einem externen geführt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Mitarbeiter auch solche Themen ansprechen, die sie gegenüber einer Führungskraft aus dem eigenen Unternehmen nicht ansprechen würden. Andererseits ist aber auch die Verstärkung der Bindung durch Wertschätzung durch die eigene Führungskraft bei diesem Vorgehen nicht gegeben.

Erfolgsfaktoren

Bindungsgespräche sollten unabhängig und zu anderen Zeitpunkten als Feedbackgespräche zur Leistung der Mitarbeiter durchgeführt werden. Ob Bindungsgespräche und auf Bindung zielende Mitarbeiterbefragungen tatsächlich die Bindung der Mitarbeiter erhöhen hängt davon ab, ob die Führungskräfte und die Geschäftsführung die gewonnenen Informationen und Ergebnisse benutzt, davon Maßnahmen ableitet und diese umsetzt:
Greifen die Führungskräfte Ideen und Vorschläge zu Maßnahmen aus ihren Teams auf?
Beseitigen sie Demotivatoren und Missstände? Realisieren sie Verbesserungschancen?
Leiten sie Hinweise und Feedback an die Geschäftsführung weiter, damit diese strategische Maßnahmen treffen und grundlegende Verbesserungen erreichen kann?

Alternative oder Ergänzung: Mitarbeiterbefragung zu Haltefaktoren und Verbesserungsmöglichkeiten mit Focus auf Mitarbeiterbindung

Möchten Sie relativ schnell die Stärke der Bindung größerer Gruppen von Mitarbeitern an das Unternehmen ermitteln, bietet sich eine Mitarbeiterbefragung mit Fokus auf Arbeitszufriedenheit und Bindung an. Dabei formulieren wir die Erkenntnisse aus ersten Gesprächen, Interviews oder Focus-Gruppen zur Mitarbeiterbindung zu relevanten Haltefaktoren und Verbesserungsmöglichkeiten zu Items oder Fragen um. Als ein Ergebnis der Mitarbeiterbefragung erhalten Sie dann systematisch und relativ schnell Erkenntnisse zur Relevanz und Gültigkeit der zuvor genannten Haltefaktoren und Verbesserungsmöglichkeiten für die ganze Mitarbeiterschaft. Die Effizienz einer solchen Mitarbeiterbefragung bringt aber auch Nachteile mit sich: Sie ist weniger persönlich und weniger spezifisch als zahlreiche individuelle Bindungsgespräche zwischen jedem Mitarbeiter mit seinem direkten Vorgesetzten.


Warum sollte man Retention Interviews oder Bindungsgespräche führen?

Fast vier von zehn Deutschen (37%) sind laut einer forsa-Umfrage dafür offen, in 2023 den Job und den Arbeitgeber zu wechseln.

Kosten von Fluktuation und für Ersatz-Rekrutierung vermeiden

Der Austausch eines Mitarbeiters kostet meist sechs bis neun Monatsgehälter. Bei einem Mitarbeiter mit einem Jahresgehalt von 60.000 Euro sind das zwischen 30.000 und 45.000 Euro für die Stellenausschreibung, Auswahl, Einarbeitung usw. Hinzu kommen entgangene Produktivität, entgangene Umsätze sowie möglicherweise reduzierte Arbeitsmoral und Motivation der verbliebenen Mitarbeiter und sich verschlechternde Qualität der Produkte und Services.
In einer breit angelegten Untersuchung der Society for Human Resource Management (SHRM 2022) über das gesamte Spektrum unterschiedlich anspruchsvoller Positionen ergaben sich für anspruchslosere Positionen mit geringen Anforderungen 16 Prozent und für Positionen, die eine intensive Ausbildung erfordern, leicht 213 Prozent eines Jahresgehaltes an Fluktuationskosten.
Bindungsgespräche können helfen, die Kosten von Fluktuation sowie für die Ersatz-Rekrutierung zu vermeiden.

Siehe auch: Kosten einer personellen Fehlentscheidung


Kontaktieren Sie uns für eine kostenlose Erstberatung zur Einführung von Bindungsgesprächen!

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Literatur:
Wolf, G. (2020). Mitarbeiterbindung. Freiburg: Haufe.
Wunderer, R. & Küpers, W. (2002). Demotivation - Remotivation - Wie Leistungspotenziale blockiert und reaktiviert werden. Neuwied: Luchterhand.



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